Brad Garlinghouse: Libra wird nicht vor 2023 starten
Angesichts des hohen regulatorischen Drucks auf die Kryptowährung von Facebook ist die Zukunft des Libra Projektes ungewisser denn je. Am vergangenen Freitag schickte PayPal nun einen Brief an ABC News, in dem das Unternehmen offiziell bekannt gab, dass es sich aus dem Libra-Projekt zurückzieht. Aufgrund dieser kritischen Ereignisse behauptet Brad Garlinghouse, dass Libra nicht vor 2023 starten wird.
In einem Interview mit Fortune erklärte Ripple CEO Brad Garlinghouse, dass das Kryptowährungsprojekt von Facebook, das 19 Milliarden Dollar Umsatz erzielen könnte, nicht vor 2023 starten wird. Der CEO, der hinter einem der bedeutendsten Projekte der Branche steht, hatte bereits die geplante Markteinführung des JPMorgan Coins kritisiert, der laut ihm kein echtes Problem löst.
Seine Aussage zu Libra untermauerte er mit dem Argument, dass regulatorischer Druck Facebooks Pläne, Libra im nächsten Jahr auf den Markt zu bringen, weiter verzögern werde. Auch, wenn Facebook selbst noch optimistisch ist, dass der Libra Start nach Plan erfolgen wird.
„Ich würde wetten, dass Libra … sagen wir, nicht bis Ende 2022 startet,” so Brad Garlinghouse, als er nach seiner Einschätzung des Schicksals von Libra gefragt wurde. Darüber hinaus wies er darauf hin, dass die Regierungen bereits mehrere Probleme im Zusammenhang mit Facebooks Plänen zur Einführung eines eigenen digitalen Vermögenswertes angesprochen haben.
Während eines Besuchs in der Schweiz, der von mehreren Vertretern der Libra Association durchgeführt wurde, hatten einige Regierungsbeamte öffentliche Statements zum Libra Projekt gemacht. Frankreich und Deutschland hatten dabei die strengste Haltung gegenüber der Facebook Kryptowährung. So hatten ihre Finanzminister öffentlich erklärt, sie würden die Währung auf europäischem Boden nicht zulassen, da dies das Wirtschaftssystem destabilisieren könnte.
Auch Technologie-Giganten haben die Initiative von Facebook kommentiert. CEO von Apple, Tim Cook, hatte erst kürzlich in einem Interview mit einer französischen Nachrichtenagentur bestätigt, dass das Unternehmen Facebooks Beispiel nicht folgen werde, da Geldmittel von den Regierungen kontrolliert werden sollten.
Brad Garlinghouse kommentierte den Zustand von Libra weiter mit dem Einwurf, das Projekt hätte eine bessere Chance gehabt, wenn Facebook nicht der Initiator gewesen wäre. Seine Ansicht begründete er damit, dass die Aufsichtsbehörden Libra höchstwahrscheinlich ganz einfach als Facebook-Projekt, statt als eigenständiges Unterfangen betrachten.
Dabei könnte Brad Garlinghouse genau den entscheidenden Punkt getroffen haben. Die Skepsis an Libra ist in erster Linie auf die fragwürdige Verwendung privater Benutzerdaten durch Facebook zurückzuführen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hatte vor dem Senat zum Verkauf privater Daten durch sein Unternehmen bereits Stellung bezogen. Mittlerweile wird allerdings gemunkelt, dass er aufgrund der möglichen Auswirkungen von Libra schon bald erneut vor den US-Senat bestellt werden soll.
Das umstrittenste Projekt im Kryptosektor hatte erst kürzlich einen schweren Schlag erlitten, als sich Paypal, einer der 28 Gründer der Libra Association, entschied, aus dem Projekt auszusteigen. In einem Brief an ABC News gab PayPal dabei bekannt, auf seine Beteiligung an der Libra Association zu verzichten und sich weiterhin auf seine bestehende Mission zu konzentrieren, den Zugang zu Finanzdienstleistungen für unterversorgte Bevölkerungsgruppen zu demokratisieren.