Krypto-Börsen könnten 87% des Handelsvolumens fälschen
Auf neuen Krypto-Börsen gelistet zu werden, zählt zu den Hauptmöglichkeiten, wie der Preis eines neuen Coins plötzlich durch die Decke gehen kann. Schließlich wird erwartet, dass sich die User-Base so stark steigern könnte, da plötzlich Millionen von Usern Zugriff auf die neue Kryptowährung erhalten.
In der Realität könnte der Traffic des Exchanges aber vielleicht gar nicht so groß sein, wie es zunächst den Anschein macht. Eine Studie der Traffic-Analytics-Plattform The Tie legte am 18. März nämlich offen, dass nahezu 90% des von Krypto-Börsen berichteten Handelsvolumens gefälscht sein könnte.
Das sind die Ergebnisse der Studie
Im Rahmen der Studie wurden 97 Krypto-Börsen untersucht. Dabei kamen die Forscher zu dem Schluss, dass ein Großteil des angeblich vorhandenen Handelsvolumens von Usern stammt, die wahrscheinlich gar nicht existieren. Zu dieser Vermutung kamen sie durch den Vergleich der Werte der untersuchten Marktteilnehmer mit den Daten größerer Krypto-Börsen wie Binance oder Kraken.
„Insgesamt schätzen wir, dass 87% des von den Exchanges berichteten Handelsvolumens potenziell verdächtig ist und auf 75% der Exchanges irgendeine Form an verdächtigen Aktivitäten festgestellt werden kann,” so The Tie in einem Twitter-Post zu ihrem Bericht vom 18. März.
Der Bericht eröffnete zudem Folgendes: Würden die einzelnen Krypto-Börsen ein ebenso großes Handelsvolumen wie Binance, CoinbasePro, Gemini, Poloniex oder Kraken verzeichnen, dann müsste das wirkliche Handelsvolumen der 100 größten Exchanges bei 2,1 Milliarden USD pro Tag liegen. Momentan liegt dieser Wert allerdings bei 15,9 Milliarden USD pro Tag.
Die verdächtigten Krypto-Börsen untergraben die Glaubwürdigkeit der Szene
Das war nicht das erste Mal, dass Exchanges – wenn auch indirekt – beschuldigt wurden, ein falsches Handelsvolumen anzugeben. Schon im März 2018 beklagte eine ähnliche Studie nahezu dieselben Probleme mit den von den Krypto-Börsen angegebenen Daten.
Als Reaktion auf die Veröffentlichung der neuen Studie, mischte sich auch Binance CEO Changpeng Zhao in die Diskussion um die Vorgehensweise der Exchanges ein. Wie zu erwarten, zeigte er sich dabei entsprechend verärgert. Das Augenmerk legte er allerdings nicht nur auf die betroffenen Börsen, sondern auch auf Ranking-Seiten wie CoinMarketCap, die laut ihm ihren eigenen Teil zu der prekären Situation beitragen. Wieso die Krypto-Börsen überhaupt erst versucht sind, die Zahlen zu fälschen, liegt für ihn klar auf der Hand:
„CoinMarketCap ist die wichtigste Webseite in unserer Branche und daher natürlich auch, worauf sich alle Exchanges berufen. Auf CMC hoch zu ranken, bringt den Vorteil mit sich, neue User anzuziehen. ABER gleichzeitig wird durch gefälschte Zahlen die GLAUBWÜRDIGKEIT ZERSTÖRT,“ erklärte er in einem Twitter-Post.
Gerade erst im Februar hatte die Kryptoszene das niedrigste allgemeine Handelsvolumen für Bitcoin und Co. seit Mai 2017 verzeichnet. Die durch die Studie ans Licht gekommenen Daten, dass zahlreiche kleinere Krypto-Börsen obendrein ihr Trading-Volumen fälschen, lässt diese Situation nicht gerade rosiger aussehen.