Hilft eine Zentralbank-Kryptowährung der Geldpolitik?
Schon längst ist ersichtlich, dass die Banken nicht vorhaben, einfach am Spielfeldrand zu sitzen. Schließlich entwickelt die Chinesische Volksbank beispielsweise bereits seit 2014 eine eigene Kryptowährung – und dabei wird es sich nicht um die einzige Zentralbank-Kryptowährung handeln. Um zu verhindern, dass die neue Blockchain-Technologie das Fundament der aktuellen Finanzwelt ins Wanken bringt, haben sich die Finanzinstitute fest vorgenommen, ihre eigenen Kryptowährungen zu entwickeln. Werden die Banken das Biest damit zähmen können oder versprechen sie sich lediglich einige Vorteile aus den aktuellen Entwicklungen zu schlagen?
Kryptowährungen, über die man sich vor wenigen Jahren noch lustig gemacht hat, haben nach jahrelanger Entwicklung – und nicht zuletzt durch ihren rasanten Erfolg – mittlerweile die Aufmerksamkeit der Banken auf sich gezogen. Statt die stetig wachsende revolutionäre Technologie zu bekämpfen, haben sich viele nun entschieden, die stetig zunehmende Blockchain-Adoption mit Hilfe einer Zentralbank-Kryptowährung voranzutreiben.
2017 zählte die Bank of England zu den ersten Zentralbanken, die das Potenzial einer von einer Zentralbank ausgegebenen Kryptowährung diskutierte. China, das bereits seit 2014 an einem eigenen Projekt arbeitet, ist ihr allerdings bereits zuvorgekommen. Um seine eigene Geldpolitik vor der globalen Adoption der neuen Asset-Klasse zu schützen, wird die Chinesische Volksbank bald eine eigene Zentralbank-Kryptowährung auf den Markt bringen.
Am 12. September 2019 hielt nun auch der Präsident der chilenischen Zentralbank, Mario Marcel, auf dem OECD Global Blockchain Policy Forum in Paris eine Rede, in der er die Vorteile der Integration revolutionärer Fintech-Technologien in eine traditionelle Wirtschaft diskutierte. Dabei merkte er an, eine Zentralbank-Kryptowährung würde in einer Zeit, in der Nationen „eine unkonventionelle Geldpolitik“ betreiben, ein flexibles Tool darstellen.
Grundsätzlich ist Marcel der Meinung, dass Kryptowährungen wie Bitcoin für das traditionelle Finanzsystem durchaus von Vorteil sein können. Er wies zudem darauf hin, die revolutionäre Technologie könnte einige der aktuellen Probleme in Hinsicht auf Transparenz, Kosten, Geschwindigkeit, Sicherheit und den Zugang lösen.
Um zu verhindern, dass die neue Technologie das Finanzsystem untergräbt, mahnte der Zentralbankpräsident, Banken sollten sie am besten selbst nutzen. So glaubt er, dass sowohl die Distributed-Ledger-Technologie (DBT) als auch eine Zentralbank-Kryptowährung die „Effektivität des Marktes“ durchaus verbessern können.
In Hinsicht auf die neuen unkonventionellen währungspolitischen Maßnahmen gab Marcel zu bedenken, dass Kryptowährungen den Schlüssel zur Behebung der Negativzinsen darstellen könnten. Der Präsident der chilenischen Zentralbank wies jedoch auch darauf hin, Kryptowährungen sollten noch besser erforscht werden, da es auch mögliche Nachteile geben könnte und eine Zentralbank-Kryptowährung nicht zwingend die neue Blockchain-Technologie nutzen müsse. Letztendlich gestand er zu, die Blockchain könne die politischen Entscheidungsträger „schneller und effektiver“ machen.
Auch CEO und Gründer der Kryptobörse Binance, Changpeng Zhao, kommentierte die zukünftige Markteinführung von Chinas Zentralbank-Kryptowährung mit den Worten, sie wäre „eine sehr gute Sache für die Branche.“ Da die Kryptowährung schon ab dem 11. November angeboten werden soll, könnten wir schon bald einen Einblick erhalten, wie effektiv eine durch das Bankensystem genutzte Kryptowährung tatsächlich sein kann.
Zumindest für Europa hat eine kürzliche ING-Studie jedoch gezeigt, dass von Banken ausgegebenen Kryptowährungen noch einige Herausforderungen bevorstehen, um von der breiten Bevölkerung genutzt zu werden. Schließlich haben auf Nachfrage nur 27% der Europäer positiv auf eine solche Währung reagiert, während 40% entschieden dagegen waren. Banken scheinen also noch etwas Überzeugungsarbeit leisten zu müssen.